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TirolWest Radmarathon, Landeck '08 (Bericht)

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My33live
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Anmeldungsdatum: 08.02.2008
Beiträge: 9

BeitragVerfasst am: 11.08.2008, 14:15

Titel: TirolWest Radmarathon, Landeck '08 (Bericht)

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Rennradfahren in West-Tirol – was kann es Schöneres geben…
Erfahrungsbericht 1. TirolWest Radmarathon von Klaus Skulimma


Der TirolWest Radmarathon am 3. August 08 war ein großartiges Erlebnis. Grandiose Berglandschaft, schwere Herausforderungen, Sonnenschein und ich habe wieder einiges gelernt – dazu später…

Nur gut 1.000 Teilnehmer sind um 6:30 gestartet – gewertet wurden für die „kurze“ Strecke (157 km und 2.900 hm) 507 und für die lange (220 km und 4.490 hm) 518 Fahrer. Soweit einige nüchterne Fakten, die aber wenig über die erlebten Emotionen aussagen.

Beim Start war ich bester Stimmung – trotz einer kurzen Nacht und etwas unruhigem Schlaf – sowie voller Vorfreude auf eine sportliche Herausforderung und eine beeindruckende Bergwelt. Es war wettermäßig noch etwas bedeckt, aber mild und kein Regen. Es wurde ein Sonnentag – was nicht nur Freude bereiten sollte – auch dazu später noch ausführlicher…

Die Tage vor der Anreise waren zwar beruflich recht stressig (gibt es tatsächlich auch bei Beamten), weil wir dabei sind, den neuen Haushalt in Hamburg aufzustellen. Außerdem war es die Tage vorher sehr schwül – am Tag und auch in den Nächten. Hinzu kam eine lange Anreise (viermal umsteigen). Im Schlafwagen der Bahn (Donnerstag, 31.7. um 22:03 ab Hamburg Hbf.) habe ich aber noch nie so lange durchgeschlafen, ich war einfach etwas erschöpft und hatte – wie immer – Ohropax dabei. Um 5:15 Uhr gab es schon Frühstück im Zug; bereits um 6:23 Uhr musste ich in Augsburg umsteigen. Gegen 12:30 Uhr war ich dann pünktlich in Landeck. Auch dort war es sonnig und sehr warm.

Im Hotel Schrofenstein im Zentrum von Landeck war ich bestens untergebracht – bei immer höchst freundlicher Bedienung durch das Personal! Ich wollte dann noch eine letzte Lockerungsrunde mit dem Rad machen und bin um 15:00 Uhr gestartet – gleich mal kurz ins Paznauntal. Schneller als gedacht, kamen mir dunkle Wolken entgegen. Die Rückfahrt über Tobadill ging dann nicht so zügig wie gehofft, weil es nämlich richtig steil aufwärts ging. Das Donnergrollen kam immer näher, sodass ich ordentlich Gas gegeben habe – Puls über 160. Ich war froh, als endlich die Abfahrt kam und ich schnell wieder in Landeck war, ohne nass zu werden. Den Dauerregen gab es dann in der Nacht auf Samstag, am Tag wurde es schnell wieder freundlicher und schließlich sonnig.

Nach dem Start erreichten wir sehr zügig das wirklich wunderschöne Paznauntal. Wie man sich die Bergidylle vorstellt: enges Tal mit einem kleinen Fluss, grüne Wiesen, mächtige Berge – vielfach baumlos. Es ging zwar stetig bergauf, aber gemäßigt und wir kamen gut voran. Ich sortierte mich in einer kleineren Gruppe ein – ca. 15 Radfahrer. Besonders schöne Ecken des Tals sind Ischgl und Galtür. Der schnelle Eindruck von Ischgl war ein angenehmer – überschaubarer Ort vor mächtiger Bergkulisse.

Über die Silvretta Hochalpenstraße erreichten wir nach rd. 48 km die Bieler Höhe (2.037 hm). Die letzten 3-4 km waren steil. So allmählich wärmte die Sonne das Tal, aber die Passhöhe und der erste Teil der folgenden Abfahrt lagen noch etwas im „Nebel“. Nach dem ersten Steilstück der Abfahrt (mit 26 teilweise engen Kehren – für mich als vorsichtigem Abfahrer aus Norddeutschland schon anspruchsvoll) wurde es aber schnell zunehmend sonniger und warm.

An der Verpflegungsstation auf der Bieler Höhe hatten wir eine „böse Überraschung“ erlebt: Es gab kein Wasser mehr! Ich kam nicht als Letzter an – aber selbst der hat Anspruch auf Wasser. Es gab nur Cola und Fruchtsäfte. Nichts für mich! Ich bin dann nur mit meiner halb vollen 1L-Flasche bis zur nächsten Verpflegungsstation gefahren (insgesamt also rd. 105 km oder mehr als vier Stunden mit einem Liter Wasser). Ein großer Fehler, wie sich noch zeigen sollte!

Aber wie das so ist, ich war in einer gut laufenden Gruppe und wollte nicht irgendwo an einer Tankstelle halten und Wasser nachtanken, um dann evtl. allein weiterfahren zu müssen. Im Nachhinein aber keine gute Entscheidung – die Wasseraufnahme muss Priorität haben, vor allem wenn es so warm ist. Die Wasserversorgung bei diesem Marathon war unzureichend, auch auf der letzten Passhöhe Hahntennjoch gab es kein Wasser mehr! Die Verpflegung war m. E. auch nicht toll – beim Nove Colli im Mai war es deutlich besser. Da gab es mittags sogar Nudeln.

Die Abfahrt von der Bieler Höhe bis Bludenz (rd. 40 km) ging in der Gruppe zügig voran. Kurz nach Bludenz begann die Auffahrt zum Arlbergpass / Flexenpass (ca. gut 30 km). Wir fuhren wieder an mächtigen Bergen vorbei. Es ist für mich immer wieder überraschend, dass sich plötzlich Passstraßen auftun. Ich möchte nicht wissen, wie in früheren Zeiten die Wege waren – für Rennräder sicher nicht geeignet.

Ich kenne den Arlberg schon vom Skifahren und war jetzt auch von der Sommerkulisse schwer beeindruckt. Sehr lange konnte ich die aber nicht genießen, denn es wurde zunehmend steiler und die Sommerhitze war auch nicht ohne. Bei Stuben (habe dort mal mit Fußballfreunden Skiurlaub gemacht) ging es richtig zur Sache. Da litten schon einige – auch an der Sonne, die sonst unser Herz erfreut … Mir ging es eigentlich noch recht gut. Durch eine sehr lange Galerie (Baustelle mit teilweise fehlendem Straßenbelag) ging es nach Zürs. Auch dort war ich schon im Winter. Im Sommer ist wohl eher „tote Hose“ angesagt – viele Hotels sind geschlossen.

Über Lech, Wahrt führte uns die Abfahrt durch ein kleines, enges Tal mit kurzen Zwischenanstiegen“ bis nach Holzgau zur vorletzten Versorgungsstation (hier gab es Wasser). Danach wartete nur noch das Hahntennjoch – wer kennt das schon, was sollte da noch groß kommen …? Bei der Abzweigung zur Passstraße stand ein Schild: 15 km bis zur Passhöhe (1.894 hm). Das allein musste einen aber noch nicht schrecken oder vielleicht doch …?

Bei der Abzweigung kam ich allein an. Auf der Abfahrt von Zürs (Flexenpass) hatte mich eine junge Frau um die 30 (mit meinen 55 Jahren darf ich das sagen) überholt. Ich hängte mich ran. Sie machte gutes Tempo, war unermüdlich und beeindruckte mich durch ihre imposanten Oberschenkel (ansonsten war sie eher schlank) – sie war mir deswegen schon am Vortag in Landeck aufgefallen, als sie sich – mit ihrem Freund (?), von dem jetzt nichts zu sehen war – offensichtlich „einradelte“. Zu uns gesellte sich noch kurz danach Rutnik Zoran (oder ist sein Name Pevec Borut?) aus Slowenien (auf der langen Strecke waren nur zwei Teilnehmer aus Slowenien dabei). Ich war mit ihm bereits beim Start ins Gespräch gekommen, und wir trafen uns immer mal wieder.

Wir drei fuhren viele km zusammen – wie gesagt, die junge Frau machte das Tempo und die älteren Herren hinterher (der Kollege ist Anfang 40). Als eine etwas schnellere Gruppe kam, hing sich der Slowene dort ran. Ich blieb, wo ich gut und sicher aufgehoben war… Wir beide waren dann aber auch bald an der vorletzten Verpflegungsstation. Die junge Frau fuhr nach nur kurzem Stopp weiter – und der Kollege aus Slowenien schnell hinterher. Mir war es ehrlich gesagt etwas unangenehm, immer nur in ihrem Windschatten zu fahren. Ich habe mich aber brav bei ihr bedankt und zu ihren imposanten Ober… – nein zu ihrer imposanten Leistung gratuliert. Sie kam gerade vom „Giro in Italien“ – ich habe das nicht so genau verstanden – waren das meine ersten Schwächeanzeichen, die ich aber noch ignorierte?

Ich startete etwas später und allein und kam so zur Auffahrt zum Hahntennjoch. Die Überraschung war groß, es ging gleich sehr (!) steil hoch. Ich merkte schnell, dass ich doch schon einige km in den Beinen hatte – so etwa 170. Ich wurde merklich unruhiger. Nach vielleicht drei/vier km wurde es aber glücklicherweise deutlich flacher. Die ganzen 15 km konnte es einfach nicht so steil bleiben!
Nach dem Flachstück kam eine Abzweigung zu den letzten fünf km. Dort stand „mein“ Slowene und machte Pause. Ich hielt auch an, um etwas zu essen und bat ein deutsches Motorradfahrerpärchen um etwas Wasser – was sie auch gern taten. Sie berichteten, dass wir noch einiges vor uns hätten und einige schon ihr Rennrad schieben würden. Na, das machte Mut.

Der Slowene und ich fuhren gemeinsam los. Es wurde steil, sehr steil und sehr heiß – kein Schatten. Es wurde echt heftig! Mein slowenischer Leidensgenosse fiel zurück. Ich schaute nicht zurück – der Berg macht hart und einsam … Jeder musste sich hier letztlich allein hoch kämpfen. Mein Ringen ließ keinen Raum für mitleiden. Selten quälte mich so sehr der Gedanke: „ Ich schaffe das nicht, Flasche leer, ich brauche eine Pause, ich muss absteigen.“ Ich hatte nur ein überzeugendes Gegenargument: „Wie will ich in dem steilen Stück aber wieder aufsteigen?“ Also solch merkwürdige Gedanken beschäftigten mich. Ich kam schwer aus dem Sattel, um mal wieder ein Stück im Stehen zu fahren. Auch Trinken ist bei solch hoher Belastung schwierig.

Viele Mitstreiter traf ich hier nicht. Vereinzelt machten einige Pause am Rand – wie die wohl wieder aufs Rad gekommen sind? Zwei junge Burschen (gehörten nicht zum Marathon) waren mit Rennrad und viel Gepäck unterwegs. Die waren aber am Schieben – die ganzen fünf km? Zeit zum Reden war nicht – ich brachte nur heraus: „Ich fahre auch kaum schneller als ihr schiebt. Hier ist es besser, auf Gepäck zu verzichten.“

Das war für mich wirklich eine wohl noch nicht erlebte Anstrengung. Insbesondere die innere Unruhe, es möglicherweise nicht zu schaffen, war neu. Wo ich mir doch immer sage: „In der Ruhe liegt die Kraft“.
Mann, war ich froh, als ich endlich oben war – geschafft, geschafft!! Glücksgefühle pur!! Fürs sonst so gerne praktizierte Juchzen fehlte mir aber die Kraft – wohl kein gutes Zeichen … Mein „slowenischer Freund“ erreichte bald nach mir die Passhöhe – auch er erschöpft und glücklich – viele Worte haben wir aber nicht mehr gewechselt …

Leider musste ich dann wieder feststellen, dass es kein Wasser gab. Gegen meine Vorsätze trank ich Johannisbeersaft und viel zuviel Cola. Für die Wasserversorgung des Körpers ist das gerade bei dieser hohen Belastung und bei der geringen Menge, die ich bis dahin getrunken hatte, sehr nachteilig. Saft und Cola sind nicht isotonisch und entziehen dem Körper erstmal Wasser zur Verdünnung – also unter Belastung völlig kontraproduktiv! Dann kam aber noch Nachschub – viel Cola und Säfte, wenig Wasser. Ich gehörte zu den Glücklichen und bekam meine Flasche mit Wasser gefüllt. M. E. unhaltbare Zustände!

Die Abfahrt war dann auch für mich Flachländer sehr gut zu fahren, weil die Kurven wunderbar einzusehen waren. Ich musste nur kurz anhalten, weil ein Kollege eine Luftpumpe benötigte. Allerdings bekam er einfach keine Luft in den Schlauch. Ich weiß nicht warum. Ich werde die Luftpumpe mal bei meinem Rad zu Hause testen. Es tat mir leid, dass ich nicht wirklich helfen konnte. Trotzdem bedankte er sich, dass mal einer angehalten hatte. Nach etwa 10 Minuten ging es dann rasant weiter ins Tal.

Ich war über Imst schnell im fast flachen Teil – die letzten 15 km! Das Ziel wartet! Bei einfachen Anstiegen dann der Schreck – es drohen Krämpfe in den Oberschenkeln. Ich knetete etwas, versuchte zu lockern und fuhr leichte Gänge. So holte ich sogar noch Trekkingfahrer ein und kam überglücklich ins Ziel – nach 10 Stunden und 20 Minuten. Als ich über die Ziellinie fuhr, hörte ich: „Und wieder hat einer die lange Strecke geschafft. Jetzt kommt Klaus Skulimma aus Buchholz“. Was will man mehr …

Ich bin erschöpft, aber das Gesamtgefühl ist blendend. Jetzt darf ich mir ein Bier gönnen! Ich denke, ich habe eine wirklich anspruchsvolle Tour geschafft. Es betrübt mich nicht, dass ich nur 492. von 518 wurde. Den Besenwagen habe ich nicht gesehen und an der Abzweigung zur langen Strecke war ich etwa 1,5 Stunden vor der „Sperrzeit“.

Am 4. August startete ich bereits wieder um 7:23 in Landeck mit dem Zug über Innsbruck und Rosenheim nach Hamburg/Buchholz: Ankunft um 18:45. Das passt schon …Brigitte wird es mir nachsehen, dass ich sie nicht in Rosenheim besucht habe. Morgens traf ich am Bahnhof einen jungen Mann (Anfang/Mitte 20) aus Hamburg, der auch die lange Strecke mitgefahren war. Er sollte planmäßig sogar erst um 21:30 Uhr in Hamburg ankommen (über München, Frankfurt – Problem: Platz fürs Fahrrad zu bekommen).
Aber diese kleinen Probleme des täglichen Lebens nehmen wir nach den Herausforderungen am Sonntag mit heiterer Gelassenheit. Ich bilde mir ein, dass diese Rennraderfahrungen zur inneren Ausgeglichenheit beitragen.

Was soll nun mit dem Ötztaler werden? Am 3. August hätte ich nicht mehr geschafft. Es wird also sehr hart! Hoffentlich ist es trocken, aber nicht so heiß wie am 3.8. Ich will es versuchen. Ich habe mich fleißig vorbereitet. Das Wetter muss mitspielen. Bei Kälte, Regen fahre ich nicht! Der West-Tirol-Radmarathon hat mir vor allem gezeigt: Ich muss mein Trinken und Essen verbessern. Mit meinen bescheidenen Kräften muss ich sehr sparsam umgehen, keine Körner unnötig verbrauchen. Und wenn es wirklich nicht mehr geht: absteigen, schieben, Pause machen, wieder aufsteigen und wenn es gar nicht mehr geht, bleibt noch der Besenwagen. Diese Erfahrungen habe ich noch nicht gemacht und brauche sie auch nicht wirklich. Insbesondere den Besenwagen strebe ich nicht an!

Wichtig ist aber auch: Alle müssen für mich am 31. August 08 beide Daumen drücken. Vor allem wird mich aber meine liebe Frau Claudia begleiten und unterstützen! Wir reisen am Donnerstag/Freitag an und bleiben bis Dienstag und genießen in jedem Fall die Tage im Ötztal.

Klaus

P.S.: Um auf die Eingangsthese nochmals zurück zu kommen. Es gibt wirklich schöneres als den WestTirol-Radmarathon zu fahren. Missen möchte ich die gemachten Erfahrungen aber auch nicht! Dieser kleine Text soll helfen, dass ich mich später leichter erinnern kann, aber vor allem dient er auch der Selbst-Motivation.
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