Immer mehr tödliche Fahrradunfälle nicht nur in Hamburg
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Helmut Admin

Anmeldungsdatum: 03.04.2006 Beiträge: 12402 Wohnort: Hamburg-Tonndorf
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Ronny Hobby-Schreiber
Anmeldungsdatum: 10.12.2013 Beiträge: 9 Wohnort: Augsburg
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Verfasst am: 05.02.2015, 12:38Titel: |
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Aiaiai, das gibt einem zu denken  |
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Stockumer Junge A-Lizenz-Schreiber
Anmeldungsdatum: 17.01.2012 Beiträge: 456
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VeloC A-Lizenz-Schreiber

Anmeldungsdatum: 05.10.2010 Beiträge: 333 Wohnort: Duisburg
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Verfasst am: 11.02.2015, 20:09Titel: |
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Statistiken sind ja immer was Feines. 50 % der getöteten Radfahrer in NRW, also 34 Menschen, haben demnach letztes Jahr ihren Tod durch eigenes Fehlverhalten verschuldet. Darunter auch zwei Duisburger, was immerhin fast 6 % dieser Gruppe entspricht. Das hat mich beim Lesen der Duisburger Statistik allerdings sehr erstaunt: Wie da auf wundersame Weise aus völlig ungeklärter Ursache plötzlich Eigenverschulden werden konnte. Das ist eine Verhöhnung der Opfer und ein Schlag ins Gesicht für ihre Hinterbliebenen!
Die groben Tatsachen stehen gleich auf den ersten beiden Tafeln zum Durchklicken im verlinkten Artikel. Ich ergänze das mal hier mit meiner Kenntnis der Lokalitäten und der damaligen weitergehenden Berichterstattung, die ich natürlich aufmerksam verfolgt habe.
Fall 1: Die Schlickstraße in Meiderich führt als kilometerlange Sackgasse mitten in die Meidericher Hafenanlagen, wo unter anderem drei mittelständische Werften liegen. Das war einige Jahre lang auch mein Arbeitsweg, natürlich mit dem Fahrrad – ich wohne fast nebenan. Es handelt sich um eine typische Industriegebietstraße ohne Radweg, und es gibt dort keine Anwohner. Die einzigen, die da lang fahren, sind die Mitarbeiter der Betriebe und zahlreiche LKW im Lieferverkehr. Zu den Schichtwechseln kann es mal voller werden, aber dazwischen sind es eher einzelne Fahrzeuge, die die Straße dann jeweils für sich alleine haben. Zumindest bekommen die (meist LKW-)Fahrer diesen Eindruck und nutzen die Fahrtzeit daher gern, um mal ihre Musikauswahl zu aktualisieren, ihre Frau anzurufen oder sich aus der Thermoskanne einen Kaffee einzuschütten. Und dann taucht da – huch! – plötzlich so ein winzig kleiner Radfahrer direkt unterhalb der Windschutzscheibe auf… In meiner Zeit auf der Werft, wo ich als Teilzeitjobber häufig zu ungewöhnlichen Zeiten auf der Schlickstraße fuhr, habe ich mehrere solcher Situationen erlebt und bin heute noch dankbar, dass die jeweils gerade noch gut ausgegangen sind.
Der Radfahrer wurde also bewusstlos neben der Straße gefunden und starb später im Krankenhaus an den Folgen seines Sturzes. Von Drogen oder Alkohol war keine Rede, also dürfte er nüchtern gewesen sein. Es gab keine Spuren einer Beteiligung eines anderen Fahrzeugs, d.h. keine Bremsspuren auf dem Asphalt und keine Lackpartikel. Damals im Sommer war Polizei und Zeitungsredakteuren völlig klar, dass damit gar nichts klar war. Möglicherweise war er von ganz alleine gestürzt, möglicherweise auch von einem Kraftfahrzeug abgedrängt und dadurch zu Fall gebracht worden, ohne dass es zu einer Kollision mit dem anderen Fahrzeug gekommen wäre. Falls letzteres der Fall gewesen sein sollte, hatte der andere Fahrer entweder nichts von dem Unfall bemerkt oder Fahrerflucht begangen. Ungeklärte Ursache also, und mangels Zeugen hat sich da auch später nichts dran geändert. Aber jetzt ist aus heiterem Himmel plötzlich erwiesen, dass er seinen Sturz "durch eigenes Fehlverhalten" verursacht hat. Sorry, da wird mir übel!
Fall 2: Der ältere Mountainbiker, der auf einem Rad-/Fuß-Wanderweg gefunden wurde, war aktives ADFC-Mitglied und ein ganz alter Hase auf dem Rad mit fünfstelligen Jahreskilometern. Ebenfalls nüchtern und frei von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Hier gab es sehr wohl einen Hinweis auf Fremdbeteiligung, nämlich ausgeprägte Bremsspuren seines Rads auf dem Schotterweg. Offensichtlich war er in Folge einer extrem plötzlichen Vollbremsung gestürzt. Aber es fanden sich keine Zeugen, was den Verdacht einer Unfallflucht nicht nur nahelegt, sondern aufdrängt. Rein theoretisch kann es natürlich sein, dass ihm ein Wildtier vor das Rad gesprungen ist, aber die Wahrscheinlichkeit ist mehr als gering. Dort oben tummeln sich in erster Linie Karnickel, und die lösen bei einem langjährig erfahrenen Tourenfahrer keine Panikreaktion aus. Da war wohl eher mindestens ein anderer Radfahrer oder Fußgänger im Spiel. Wahrscheinlich in Begleitung eines oder mehrerer Hunde, deren Verhalten die pädagogische Inkompetenz ihres Halters widerspiegelte. Auch das ist natürlich Spekulation. Worin ich mir jedoch absolut sicher bin: Es ist schlichtweg zum Kotzen, nachträglich auch diesen Fall in die Schublade "Eigenverschulden" zu stopfen!
Wo jetzt schon fast 6 % dieser Statistik, entsprechend 100 % des Beitrags der Duisburger Polizei dazu, ganz offensichtlich direkt für die Toilette zum Runterspülen taugen: Lieber Herr Innenminister, dessen Wahlkreis Fall 1 beinhaltet und an Fall 2 dicht angrenzt, was bitte soll ich dann von dem Rest noch glauben?!  _________________
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